Themenblock I: Die Wasserversorgung vom Altertum bis heute: Keine Entwicklung ohne nachhaltige Strukturen


Der erste Themenblock der Wasserversorgung vor neuen Herausforderungen Vorlesungen ist in drei Termine unterteilt und umfasst fünf Themen, welche sich zum Einstieg mit der Historie und Entwicklung der Strukturen der Wasserversorgung beschäftigen.

 

Datum: 15. April 2008

Geschichte der Wasserversorgung vom Altertum bis heute

Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Merkel (Vorstand Frontinus-Gesellschaft, Lehrtätigkeit)

Hochkulturen 2500 v.C., griechisches und römisches Erbteil, Städte des Mittelalters, Schlösser und Gärten der Renaissance und des Barock. Das Industriezeitalter: Ausbau der städtischen Infrastruktur, Wasserwerke, Fernleitungssysteme, Behälterbau, Rohre und Armaturen, der lange Weg vom Ziehbrunnen zur modernen Hausinstallation; Wasserhygiene, chemische Analytik, Wasseraufbereitung. Die Fachzeitschrift GWF (gegründet 1858), die ersten technisch-wissenschaftlichen Vereine (DVGW 1859). Wo stehen wir heute?Grundsätze nachhaltiger Wasserversorgung.

 

Hamburgs Weg von den Feldbrunnenleitungen zur großstädtischen Versorgung

Dr. Cornelia Moeck-Schlömer (Promotion über die Geschichte der Hamburger Wasserversorgung, Rektorin einer Hamburger Gesamtschule)

Hamburgs Weg von der Alsterstadt zur Elbmetropole zeigt, wie sich die Entwicklung von einer privaten zu einer öffentlichen Wasserversorgung nach dem Großen Brand 1842 vollzog. War fließendes Wasser im Haushalt lange Zeit ein Privileg wohlhabender Bürger, so ermöglichte der Bau der Stadtwasserkunst 1848 in Rothenburgsort auch den ärmeren Bevölkerungsschichten Zugang zu einer zentralen Wasserversorgung. Aber erst mit der Inbetriebnahme des Elbfilterwerks Kaltehofe 1893 und dem Bau von Wassertürmen zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Übergang zu einer unmittelbaren, hygienisch einwandfreien Wasserversorgung möglich, wie sie durch die Erschließung von Grundwasservorkommen konsequent fortgesetzt wurde.

 

 

Datum: 22. April 2008

Die Siedlungswasserwirtschaft: Entwicklung der heutigen Versorgungsstruktur, Stand und Alternativen

Dr. phil. Engelbert Schramm (Institut für sozial-ökologische Forschung, Frankfurt, Forschungsbereich Wasser, nachhaltige Systemlösungen)

Die Herausbildung der modernen Infrastruktur im Wasser- und Abwasserbereich ist durch ein technisches Systemverständnis geprägt, das Vor- und Nachteile hat. Die Wasserwirtschaft als akademisches Lehrgebäude wirkt dabei auf vielfältige Weise in die Praxis hinein. Zu fragen ist, welche Leistungsmerkmale aus welchen Gründen in der Ver- und Entsorgung vorherrschen und künftig gelten sollten und welche Rolle die Wissenschaft in dem nötigen Anpassungsprozess spielen kann.

Moderation durch Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl, Direktor des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der TUHH

 

 

Datum: 29. April 2008

Die weltweite Versorgung mit Wasser – Leistungen und Defizite

Prof. Dr.-Ing. Ralf Otterpohl, Direktor des Instituts für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der TUHH

Für einen großen Teil der Weltbevölkerung sind die Versorgung mit Wasser und die Abwassersituation prekär. Insbesondere fehlende Toiletten und nicht vorhandene Abwassersysteme führen zu Millionen von Todesfällen insbesondere bei Babys. Die sture Übertragung der alten europäischen Systeme scheitert sehr oft in Regionen mit geringen finanziellen Mitteln und korrupten Verantwortlichen. Auch die heute hauptsächlich implementierten Lösungen in wohlhabenden, aber wasserarmen Regionen sind nicht auf Effizienz und Wiederverwendung ausgelegt. Inzwischen gibt es eine Reihe angepasster und teilweise sehr kostengünstiger Wassersysteme, die auch ein Ressourcenmanagement erlauben. Anhand vieler Fallbeispiele werden Lösungswege für die verschiedenen Regionen der Welt aufgezeigt.

 

Das Menschenrecht auf Wasser – Mittel politischer Mobilisierung oder einklagbarer Rechtsanspruch?

Dr. iur. Jochen von Bernstorff, L.L.M. (Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, Heidelberg, wissenschaftlicher Referent und Pressesprecher)

Das Menschenrecht auf Wasser verdankt seine Entstehung einer sozialen und nachfolgend auch institutionellen Mobilisierung um das Wasserthema auf globaler Ebene. Was ist der – auslegungsbedürftige – Inhalt dieses auf UN-Ebene verankerten Rechts und wie ordnet es sich in das bestehende Schutzsystem der Menschenrechte ein? Taugt es zu mehr als einem unbestimmten und unverbindlichen Versorgungsanspruch? Möglichkeiten und Grenzen des Menschenrechts auf Wasser werden vor dem Hintergrund seiner Entstehung geprüft.

 

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